Große Daten

KOLUMNE MEINE WIRTSCHAFTSWOCHE: Sie wissen alles!

Datenmaschine Profi-Fußball

34 Spieltage, 42 Tore, 41 Punkte – diese Kennzahlen der Zweitliga-Saison 2017/18 sind hinlänglich bekannt. Doch welche Daten hat die SGD während der zurückliegenden Spielzeit noch produziert? Wir haben in der Datenbank des Bundesliga-Dienstleisters „opta“ nachgeschaut.

Anzeige Bitte unterstützen Sie die SG Dynamo Dresden!

Die Sportgemeinschaft spielte 2017/18 satte 15.470 Pässe, der zweithöchste Wert in Liga 2 nach dem VfL Bochum (15.583). 12.348 Zuspiele – oder 79,8 Prozent – landeten beim Mitspieler, das waren 0,8 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr und erneut Liga-Spitze. 35,9 Prozent aller Zuspiele wurden in Richtung des gegnerischen Tors geschickt.

Mit 55 Prozent verzeichneten die Schwarz-Gelben neben dem VfL Bochum und Union Berlin den meisten Ballbesitz der Liga. 4.023 bestrittene Zweikämpfe (davon 1.361 in der Luft) bzw. 118,3 Duelle pro Partie waren der drittniedrigste Wert der 2. Liga. Den drittbesten Wert erzielte Dynamo in puncto Fairness, nur St. Pauli (406) und Nürnberg (450) foulten seltener als die SGD (466).

3.885,19 Kilometer spulten die Dynamo-Profis ab – eine Autofahrt von Dresden nach Istanbul und zurück. Mit durchschnittlich 114,27 Kilometern pro Partie lagen die Schwarz-Gelben im Mittel der 2. Liga.

Daten im Überblick

Facebook kennt Ihre Freunde besser als Sie

Der richtige Umgang mit dem wichtigsten sozialen Netzwerk, Facebook, will gekonnt sein. B.Z. liefert Ihnen einen Überblick.

30 Millionen Menschen in Deutschland sind auf Facebook. Und eigentlich müssten es alle Mitglieder wissen: Das soziale Netzwerk ist eine riesige Datenmaschine, die ihre Nutzer ausforscht und auf Basis der so gewonnenen Informationen Werbung verkauft.

97 Prozent seiner Milliardenumsätze macht Facebook mit diesen Daten. Was bisher aber die wenigsten wussten: Die Überwachung ist noch viel umfassender als bisher bekannt. Das Computermagazin „c’t“ hat Facebook genauer denn je unter die Lupe genommen.

Die Überraschung

Viele Internetnutzer haben deutlich mehr Angst vor Google als vor Facebook. Die „c’t“ zieht das Fazit: „Der Begriff ‚Datenkrake‘ wird hierzulande meist synonym zu Google verwendet. Facebook ist allerdings in vielerlei Hinsicht der größere Datensammler.“

Der gläserne Nutzer

Facebook wertet WhatsApp-Chats ebenso aus wie Bilddaten in Instagram. Zudem kauft das Unternehmen externe Datenbanken auf, deren Informationen es mit seinen eigenen Erkenntnissen über Sie abgleicht.

Gefahr auch für Nicht-Mitglieder

Einfach kein Konto bei Facebook zu eröffnen, schützt Sie nicht. Denn Facebook greift auf die Adressbücher seiner Mitglieder zu. Und das nicht nur einmalig beim Eröffnen des Kontos, sondern kontinuierlich. Wenn ein Mitglied dieser „laufenden Synchronisierung“ nicht widerspricht, erhält das Netzwerk ständig alle neuen Einträge. Unter anderem auf diese Weise sammelt Facebook auch Daten über Nicht-Mitglieder.

Das Freunde-Rätsel

Viele Nutzer wundern sich immer wieder, dass ihnen das Netzwerk „Freunde“ vorschlägt, die sie tatsächlich kennen – von denen aber völlig unklar ist, wie Facebook eine Verbindung gezogen hat. Ärzte staunen beispielsweise, dass ihnen ihre eigenen Patienten als „Freunde“ vorgeschlagen werden. Denn: Wer sich laut der GPS-Daten seines Smartphones, die Facebook registriert, mehrfach gleichzeitig an einem Ort aufgehalten hat, wie Arzt und Patient, kennt sich offenbar, und wird als „Freund“ vorgeschlagen.

Die Gefahren

„Mir doch egal, was Facebook über mich weiß“ – diese Meinung ist weit verbreitet. Doch das ist eine Fehleinschätzung. Erste Firmen fangen damit an, für Kreditzusagen Facebook auszuwerten. Haben Sie dort viele „Freunde“, die in schlechten Verhältnissen leben? Dann kann es sein, dass Sie als kreditunwürdig gelten. Das Gleiche kann für Ihren neuen Mietvertrag gelten.

Die Zukunft

Die Schweizer Website „Das Magazin“ hat skizziert, welche Möglichkeiten die Datenauswertung bei Facebook bietet. Eine Software muss nur maschinell 68 „Likes“ eines Nutzers analysieren – und weiß dann mit einer Sicherheit von mindestens 85 Prozent, ob die Person schwarz oder weiß ist, wo sie politisch steht und wie ihre sexuelle Orientierung ist. 300 Facebook-Likes genügen, um einen Menschen besser einzuschätzen als der eigene Ehepartner. Experten sprechen von „Psychometrik“.

Eines der nächsten Projekte: Facebook will maschinell analysieren, ob Sie beim Schreiben eines Posts gute oder schlechte Laune hatten und Ihnen dann passende Werbung liefern.

Facebook-Reaktion

Das Netzwerk will transparenter werden. In einer großen Anzeigenkampagne in ganz Deutschland unter dem Motto „Mache Facebook zu deinem Facebook“ wird derzeit erklärt, wie Nutzer ihr Konto auf Wunsch komplett löschen können, oder wie Mitglieder kontrollieren können, wer genau ihre Fotos sieht. So liefert Facebook Argumente gegen die Bedenken von Datenschützern und kritischen Nutzern.

KOLUMNE MEINE WIRTSCHAFTSWOCHE: Sie wissen alles!

Eiskalter Schreck im sonnig-warmen Septembersommer. Das Smartphone zeigt vibrierend einen Anruf an. Ich nehme ihn an und erstarre, denn eine resolute Stimme fragt, ob ich gestern bei Kosels war.

Was ist passiert, was habe ich getan, woher wissen sie?! Die Synapsen rattern in meinem Gehirn wie der Datenschrank zu Anfangszeiten der Digitalisierung. Ich denke an Kosel und Koselmühle, versuche mich an Verabredungen und lang vergessene Bekanntschaften zu erinnern.

Und plötzlich drängelt sich einer vor: George Orwell mit seiner 1949 verfassten Utopie vom totalitären Überwachungsstaat. Über Orwells Schulter blickt mich prompt auch noch Yvonne Hofstetter tadelnd an und hält ihr Debatten-Buch hoch zur totalitären Tendenz moderner Datensysteme, Titel: „Sie wissen alles“.

Hätte ich es nur gelesen! Und jetzt? Jetzt hätte ich es wirklich gern gewusst: Wer ist da überhaupt am Telefon, und wer ist Kosels?

„Haushaltwaren“, gibt mir die Frauenstimme freundlich ein Stichwort – auch sie scheint sich absichern zu wollen – und gibt sich zu erkennen: „Hier ist Ihre Sparkasse. Wir haben Ihre EC-Karte.“

Ach was! Ist das wirklich die Sparkasse am Telefon? Den Verlust habe ich noch gar nicht bemerkt. Soll ich die etwa beim Einkauf mit Kartenzahlung vergessen haben? „Sieht so aus, Herr Kosel hat die Karte bei uns abgegeben. Hier ist sie sicher. Sie können Sie jederzeit abholen. Zu unseren Öffnungszeiten“, beruhigt mich die Dame am Telefon.

Und ich eile überhaupt nicht mehr misstrauisch schnurstracks los, um mir meine Hoheit über mein Plastikgeld zurück zu „erobern“. Vorab nur noch schnell in den Süßwarenladen. Zur Beruhigung auf den Schreck. Und um ein kleines Dankeschön mitzubringen für die Perlen der Lausitz: Umsichtige Mitmenschen und Ladeninhaber wie sie im Buche stehen. Mit Sicherheit für ihre Kunden da. Das ist Handelskultur, die jede Datenmaschinerie um Längen schlägt, ohne auf die Vorzüge moderner Technik zu verzichten.

Merke: Egal, was die Datenmaschinerie weiß, entscheidend ist: Gut informiert wissen wir, damit umzugehen und uns zu helfen!